Exkursion

Karstquellen Nord-Thüringens

Reinhard Völker hatte uns eingeladen, den Nordthüringer Erdfallquellen nach langer Zeit mal wieder einen Besuch abzustatten. Anfang der 80er Jahre wurden unter Leitung des Karstmuseums Heimkehle die bedeutendsten Quellen dieses Gebietes betaucht, vermessen und dokumentiert. Da wir im Gebiet des Hainich kein Projekt haben (gibt es in diesem Karstgebiet aktuell überhaupt eine aktive Gruppe?) finden wir lange keinen Termin, aber in diesem Jahr nun wollen wir es machen.

Am Freitag, dem 17.11.2017 fahren wir auf dem Hinweg von Dresden ein letztes Mal zum Leipziger Nordfriedhof, um das Grab unserer 1986 viel zu früh verstorbenen Höhlenkameradin Regina Hösselbarth zu pflegen. Wie wir durch den Friedhofsaushang wissen, werden 2018 alle Gräber dieses Urnenfeldes entfernt und der Bereich neugestaltet.


Als wir an der Heimkehle eintreffen, ist die Hütte bereits voll und die Kameraden erwarten uns. Am Samstag geht es nach dem Frühstück unter Führung von Christel und Reinhard Völker auf eine Autoexkursion. Auch Karl-Heinz Schmidt, der viele Jahre an der Heimkehle als Höhlenführer gearbeitet hat und nun seine Rente genießt, begleitet uns. Wir verlassen den Harz nach Süden, durchqueren die Goldene Aue und nähern uns dem Hainich, einem flachen Gebirgszug mit vielen Karstquellen vor dem Thüringer Wald.

Unser erstes Ziel ist die Brunnenkreßquelle nördlich der Gemeinde Reiser im Unstrut-Bogen. Vom Parkplatz aus wandern wir durch das Reisertal bis zum Abzweig zur Quelle. Diese ist eher weniger bekannt, der Quelltopf weitgehend naturbelassen. Auf diese Weise wird das Fauna-Habitat am wenigsten gestört. Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Das langgestreckte Wasserbecken entwässert in die Unstrut.


Am Mittag sind wir in Mühlhausen. Für die Besichtigung dieser wunderschönen Stadt haben wir heute keine Zeit. Wir passieren das Innere Frauentor und wollen uns nur einige Gebäude anschauen, bei denen als Baumaterial Travertin benutzt wurde, welcher hier unmittelbar in der Region abgebaut wurde. Die Karstquellen haben demnach genug von diesem Material abgelagert, so dass sich der Abbau gelohnt hat. Das markanteste Gebäude ist die Kirche St. Marien. Nach einer kurzen Stärkung am Markt kehren wir zu den Autos zurück und fahren zur Popperöder Erdfallquelle mit Brunnenhaus, westlich von Mühlhausen. Diese Quelle soll 1199 bei einem Erdbeben entstanden sein (1, S. 18). Das Brunnenhaus ist ein sehr schönes Fachwerkhaus, welches man leider nur von außen besichtigen kann. Die Quelle selbst ist in Stein gefasst und hat für die Geschichte der Stadt
Mühlhausen eine enorme Bedeutung, die man im Internet nachlesen kann.

Von hier geht es weiter zu den dicht beieinander liegenden Erdfallquellen Kainspring und Melchiorbrunnen, westlich von Oberdorla gelegen. Der Kainspring (mitunter liest man auch
„Kainsprung“) ist zwar in der Fläche größer, aber nur ca. 10 m tief, während der kleinere Melchiorbrunnen ca. 20 m tief sein soll. Beide Quellen schütten mäßig, das Wasser ist mit Laub bedeckt und sieht recht trübe aus. Ein Tauchgang würde wahrscheinlich nicht viel bringen. Dadurch, dass am Grund viel Kalkschlamm und altes Holz abgelagert ist, würde man auch nicht in Karsthohlräume vordringen können.

Als nächstes besuchen wir die nahe gelegene Thomasquelle südwestlich von Mühlhausen, nur wenige 100 m südlich von der Popperöder Erdfallquelle entfernt. Man läuft über das Feld zum großen Quelltopf, der von Bäumen umsäumt ist. Hier ist das Wasser wesentlich klarer und scheint auch bläulich, wie es bei Kalkkarstquellen oft zu beobachten ist. Die Thomasquelle entwässert in den etwas tiefer gelegenen Thomasteich. Wie auch bei den anderen Quellen scheint das Wasser aus dem Gebiet des Mühlhäuser Stadtwaldes zu kommen und letztlich fließt alles Wasser in die Unstrut. Als letzte Quellen besuchen wir die Kleine und Große Golke bei Bad Langensalza. Diese verhältnismäßig stark schüttenden Quellen befinden sich in einem Trinkwasserschutzgebiet, wo das Tauchen natürlich untersagt ist. Im Waldgebiet um die Quelltöpfe herum finden sich viele alte Entnahmestellen, die heute nicht mehr benutzt werden.


Von hier geht es schließlich zurück in den Südharz an die Heimkehle. Abends sitzen wir bei Völkers bei vorzüglichem Essen, Glühwein und einer Flasche „Kreuz des
Südens“, welche wir im vergangenen Jahr nach 28 Jahren Einlagerung aus der Numburghöhle geborgen hatten. Der Likör ist zwar noch in Ordnung, aber trifft nicht mehr unseren Geschmack. Wir sind eben auch älter geworden.


Die ganze Nacht regnet es in Strömen, weshalb wir die für Sonntag geplante Befahrung der Diebeshöhle streichen. Auch am Vormittag regnet es noch leicht und es ist kalt geworden. Somit stellt sich keine Lust ein, in die Höhlenklamotten zu steigen. Wim und ich fahren nach der Reinigung der Hütte in den Breitunger Grund, um nach dem Mundloch der Höhle zu schauen. Trotz Allradantrieb bei Wims Auto wird es eine Schlammschlacht. Wir suchen in dem Waldgebiet auch gleich nach alten Bergbauschächten des sogenannten Oberhahner Reviers.


Schließlich fahren wir weiter nach Questenberg, um die Befahrung der Questenhöhle für 2018 abzusprechen. Am Nachmittag geht es von dort nach Hause.

Zurück